Im April blühen im Karwer Gutspark hier und da die Buschwindröschen. Im Jahr 2017, als der Parkverein seine Aktivitäten aufnahm, gab es im Park von diesem schönen Frühjahrsblüher noch Massenbestände. Mittlerweile zieht sich das Buschwindröschen jedoch immer stärker zurück, verdrängt durch die massive Ausbreitung des Wunderlauchs oder 'Berliner Lauchs', einer dem Bärlauch ähnelnden kaukasischen Lauchart, welche im 19. Jahrhundert vermutlich erstmalig im Kleistpark in Berlin ausgebracht wurde. Von dort startete die Pflanze ihren unaufhaltsamen Siegeszug in die Umgebung. Schon damals, Ende des 19. Jahrhunderts, gab es warnende Stimmen, welche die ungezügelte Ausbreitung der Lauchart mit Sorge betrachteten und die Pflanze als lästiges Unkraut bezeichneten. Im Stadtwald Eilenriede in Hannover hat man 2019 eine Schüleraktion gestartet, um die Ausbreitung einzudämmen. Ausreißen oder mähen? - Dazu fehlt bei uns als kleiner Verein ohne permanente Gartenkräfte leider die Arbeitskraft. Auch ist es fraglich, ob man die Ausbreitung überhaupt in den Griff bekommen kann.
Zum Glück ist das zierliche Buschwindröschen in Deutschland nicht gefährdet. Die Pflanze wird manchmal unter die sogenannten 'Stinzenpflanzen' gezählt. Das sind Gewächse, die sich gerne an alten Besiedlungsstätten und Gartenanlagen ansiedeln und dort überdauern, selbst wenn von den einstigen Anlagen nichts mehr zu sehen ist. Beschrieben wird die Pflanze bereits im Jahre 1532 im berühmten Kräuterbuch von Otto Brunfeld. Das Buschwindröschen (Anemone nemorosa) liebt mäßig frische und nicht zu saure Böden wie sie in Buchen- und anderen Laubmischwäldern zu finden sind. Als Frühlingsbote mit höherem Lichtbedarf nutzt es die kurze Phase bis zum Frühsommer, um aus einem flächigen, unterirdischen Sproß (Rhizom) auszutreiben und rasch Samen zu bilden. Wenn sich das Laubdach schließt und es auf dem Waldboden dunkel wird, ist der kurze Blütenzauber auch schon wieder vorbei. Übrigens gibt es in unserer Region neben der üblichen weißen Anemone auch eine gelbe Art (Anemone ranunculoides). So z.B. hier und da in Wustrau (Hohes Ende am Dorfausgang unter einer alten Platane) oder im Liebenberger Park.
Das Buschwindröschen gehört zu den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) und wie bei den übrigen Mitgliedern dieser Familie sind alle Teile giftig - wenn auch weitaus weniger stark als vergleichsweise bei der Kuh- oder Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris). Das Gift der Ranunkeln wird Protoanemonin genannt und geht beim Trocknen in eine ungiftige Form über. In Kamtschatka soll der Saft aus Anemone nemorosa in früheren Zeiten sogar als Pfeilgift verwendet worden sein (Geßner, Die Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 2. Auflage, 1958) und ein älteres Lehrbuch berichtet, dass ca. dreißig Blätter der Pflanze beim Menschen zum Tode führen sollen (Lewin L., Gifte und Vergiftungen, 4. Ausgabe, Berlin 1929). Des Weiteren ist bekannt, dass empfindliche Personen bei Hautkontakt mit Juckreiz, Rötungen oder gar Bläschenbildung reagieren können (Hahnenfußdermatitis). Also nichts für die Vase! Bitte stehen lassen.