Karwer Säuleneiche (Quercus robur 'Fastigiata) auf dem Gutshof

Wenn man von der Karwer Dorfstraße aus den Gutshof betritt, fällt rechter Hand vor dem heutigen ‚Haus der Generationen‘ (dem ehemaligen Karwer Kindergarten) eine mächtige Eiche mit aufwärts wachsenden Ästen ins Auge. Bei diesem schönen Exemplar handelt es sich um eine Stieleiche (Quercus robur) – was an den langgestielten, reifenden Früchten zu erkennen ist. Die spezielle Wuchsvariante der stattlichen Gutshofeiche wird als Säulen- oder Pyramidenform (Quercus robur ‚Fastigiata‘) bezeichnet. Ähnlich wie bei den vielleicht bekannteren Pyramidenpappeln sind Pyramideneichen durch eine kerzenartige Krone gekennzeichnet. Die Äste sind oft malerisch verdreht.

 

Die Karwer Säuleneiche mag schon über 200 Jahre alt sein. Sie stammt somit wahrscheinlich aus den Anfangsgründen der Park- und Hofgestaltung des Knesebeck'schen Gutes. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfreuten sich exotische und seltene Bäume immer größerer Beliebtheit. Samen und Jungpflanzen aus fernen Ländern wie Amerika oder China, aber auch Bäume mit besonderen Wuchsformen oder Blattfarben, wurden als botanische Kostbarkeiten teuer gehandelt. Eine der ältesten bekannten deutschen Säuleneichen ist mit ca. 570 Jahren die „Schöne Eiche von Harreshausen“ (Babenhausen, Hessen). Von dieser Eiche sind viele Sämlinge in deutsche Landschaftsgärten gewandert. Ob auch die Karwer Säuleneiche von jener „Schönen Eiche“ abstammt lässt sich ohne genetische Analyse nicht mit Sicherheit sagen. Doch fällt bei unserer Eiche auf, dass die Äste nicht streng aufwärts führen, wie es typischerweise bei „Pyramiden“-Bäumen der Fall sein sollte. Dies könnte zum einen auf eine Sämlingsaufzucht hinweisen, denn im Gegensatz zur rein vegetativen Vermehrung über Stecklinge kann es hierbei zu größeren genetischen Variationen kommen. Zum anderen ist eine natürliche Kronenverbreiterung auch dem beträchtlichen Alter des Baumes geschuldet. Zwei jüngere und leicht zu übersehende Eichen mit Säulenwuchs befinden sich auf der Ecke des Gutshofs zur Straße und der ehemaligen Karwer Schule.

 

Heute sind Säuleneichen fester Bestand im Sortiment vieler Baumschulen. Sie sind aufgrund ihrer schlanken Wuchsform als platzsparende Solitärbäume in Garten- und Parkanlagen geeignet, aber auch als Alleebäume in der Stadt attraktiv. Eine Reihe jüngerer Säuleneichen in wirkungsvoller Stadtpflanzung zeigt beispielsweise das Foto links, aufgenommen vor dem Bahnhof Berlin-Charlottenburg am Stuttgarter Platz. Trotzdem sind sie nicht häufig zu sehen. Zu erwähnen ist, dass sich mitten im Karwer Park noch eine weitere, jedoch durch die umgebenden Bäume kaum kenntliche Säuleneiche befindet, nämlich dort, wo sich der Weg hinter dem Steg über den Wassergraben welcher aus dem Meliorationsteich führt gabelt und weiter am Ufer entlang geht oder zum Kirschgarten führt  (Braunsdorf, G. und Edelmann, T. (2009). Gnewikow und Karwe, Gutsparke und verbindende Feldflur. Studentisches Projekt im Fach Geschichte der Landschaftsarchitektur/Gartendenkmalpflege; Institut für Landschaftsarchitektur, TU Dresden).